Stadtwerke Haltern – Einmessung von Hausanschlüssen

Seit September 2021 setzen die Stadtwerke Haltern am See die NAVA-App zur Einmessung ihrer Strom- und Gashausanschlüsse ein. Nach einer Testphase wurde die Lösung im Januar 2022 in produktiven Betrieb genommen. Dazu haben die Stadtwerke insgesamt 14 Mitarbeiter geschult und mit aktuellen iPhones ausgestattet. Das neue vollständig digitale Messverfahren hat sich in kurzer Zeit bewährt und ersetzt heute zum größten Teil herkömmliche Messgeräte und Papierskizzen. Mindestens 300 Messungen werden nun allein für das erste Jahr anvisiert. Dazu gehören Neubaugebiete ebenso wie Querverlegungen oder das Nachrüsten von Gasanschlüssen bei bestehenden Kunden. Über die Smallworld-NAVA-Schnittstelle werden die eingemessenen Skizzen direkt ins GIS übertragen und dort in den Datenbestand eingearbeitet.

Regelwerkskonformer Einsatz der NAVA-App

DVGW GW 120 UND VDE-AR-N-4201

Mit dem im Dezember 2021 aktualisierten Regelwerk (GW 120 (A) und VDE-AR-N-4201) für die Netzdokumentation in Versorgungsunternehmen kann NAVA als photogrammetrisches Verfahren nun – über die in DVGW 128 (M) bzw. FNN-Hinweis S 128 behandelten Einmessungsverfahren hinaus – eingesetzt werden! Die Schulung des Personals in der Anwendung des Verfahrens und der eingesetzten Geräte gehören für uns schon von Anfang an zur Selbstverständlichkeit.

Mit der Einmessung in der Augmented Reality werden weiter die unverändert geltenden Kriterien wie die Erfassung an allen Knickpunkten am offenen Rohrgraben unterstützt. Zudem ist die Erfassung für jeden Knickpunkt und für jedes Bauteil mit einer automatischen Fotodokumentation spielerisch leicht. Auch steht die Interimsdokumentation bereits im Innendienst zur Verfügung, während der Rohrgraben noch offen ist. Ebenfalls werden die neuen Anforderungen bzgl. der gleichen Messgenauigkeit in der Höhe wie in der Lage mit der Erfassung der 3D-Koordinaten voll erfüllt. Zudem kann mit der Höhenbestimmung relativ zum Bezugspunkt in Verbindung mit der Fotodokumentation die Wiederherstellung in der Höhe auch noch erfolgen, wenn die Geländehöhe später, beispielsweise durch das Anlegen eines Gartens, verändert wird.

Die NAVA-App stellt in der neuesten Version mit dem automatischen Öffnen der Skizze vor einem Kartenhintergrund (WMS-Dienst) direkt nach der Einmessung sicher, dass die Richtigkeit direkt vor Ort geprüft wird. Die App sichert dabei – beispielsweise mit konfigurierten Pflichtfeldern – automatisch die Vollständigkeit der notwendigen Informationen. Alleinstellungsmerkmale von NAVA bei der mobilen Erfassung sind der integrierte Qualitätsindikator (QI) und der Prüfmodus. Mit der zugehörenden Dokumentation in der Web-Anwendung „NAVA-Manager“ sind das eingesetzte Verfahren und die Qualität der gemessenen Werte damit jederzeit transparent nachvollziehbar.

Die digitalen Messwerte stehen mit einem geeigneten digitalen Abbild in der NAVA-Zeichnung nicht nur im NAVA-Manager sofort nach der Einmessung zur Verfügung, sondern können zudem auch über eine NAVA-API abgerufen oder als Austauschdateien geladen werden. Entsprechende GIS-Schnittstellen wurden bereits für verschiedene GIS-Systeme realisiert. Durch Systemintegration mit einem DMS ist so auch eine rechtssichere Aufbewahrung der Aufnahmeskizzen möglich.

Die Mettenmeier GmbH unterstützt Sie darüber hinaus bei der im Regelwerk geforderten Festlegung der Kriterien für die einfachen Vermessungen mit NAVA sowie der regelmäßigen Überprüfung der Geräte und Dokumentation der Prüfergebnisse mit Beratung und Schulung. Dabei greifen wir auf ein eigenes Testfeld, Genauigkeitsuntersuchungen – unter anderem mit dem Fraunhofer IIS – sowie die jahrzehntelange Erfahrung in der Erstellung von Vermessungsanweisungen und Erfassungsvorschriften zurück.

Kontaktperson

Ansprechpartner Joachim Magiera

Joachim Magiera

Mettenmeier GmbH
Tel.: +49 5251 150-528
joachim.magiera@mettenmeier.de

Datenhaltung in Deutschland

DATENHALTUNG IN DEUTSCHLAND

Wussten Sie schon? Seit Ende 2021 lassen wir die NAVA-Daten in der „Frankfurt Google Cloud“ hosten und erfüllen damit die Anforderung vieler Kunden an die Datenhaltung innerhalb Deutschlands. Unter Einhaltung der DSGVO sind die entsprechenden Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen in die Dienste und Verträge weiterhin eingebunden.

NAVA AUS DER CLOUD

Auch bei NAVA lautet das Zauberwort „Software-as-a-Service“.

Die Vermessungs-App wurde von vornherein als Cloudlösung entwickelt. Dank modernster Technologien ist eine Live-Synchronisation gewährleistet, egal ob mit der NAVA-App auf dem Smartphone an der Baustelle oder dem NAVA-Manager im Büro: Sie und Ihre Mitarbeiter nutzen stets aktuelle Daten.

Als mandantenfähige Cloud-Lösung bietet NAVA die Abbildung verschiedener Kundeninstallationen in einer Cloud mit Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und Anbindung von Drittsystemen zur Auftragssteuerung und Datenhaltung. Damit bieten wir Ihnen einen kostengünstigen Betrieb in der Cloud, von dem alle nutzenden Kunden profitieren.

Case Study – In der Hansestadt wird’s digital

Im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie setzt die Nordwasser GmbH aus Rostock bei der Vermessung von Grundstücksanschlüssen auf die App NAVA.

Digitalisierung der Hausanschlussvermessung

Die Nordwasser GmbH realisiert pro Jahr ungefähr 800 Baumaßnahmen mit ca. 1.000 Einmessungen von Grundstücksanschlüssen. Wie bei vielen Netzbetreibern üblich, erfolgte dieser Prozess zuvor manuell und formulargebunden und nur mit wenig Systemunterstützung. Der Weg der Messergebnisse führte über Medienbrüche und war daher mit hohem Zeitaufwand verbunden. Formulare wurden per Hand ausgefüllt, die Messungen wurden auf Papier dokumentiert, gescannt und gemailt oder sogar per Kurier versendet. In der Technischen Dokumentation kamen weitere manuelle Schritte hinzu, bis der „Idealzustand“ im GIS letztlich erreicht wurde. Eine Digitalisierung lag auf der Hand, schließlich ist die Umsetzung digitaler Prozesse und Strukturen ein wesentliches Handlungsfeld des kommunalen Unternehmens. An dieser Stelle kam die App NAVA ins Spiel. Sie wurde zu einem wichtigen digitalen Baustein bei der Errichtung von Grundstücksanschlüssen und zu einem Beschleuniger des Gesamtprozesses, an dem unterschiedliche Abteilungen und Standorte beteiligt sind.

Hohe Anforderungen an die Software

Vor der Systemeinführung stand die Marktsondierung vor dem Hintergrund sorgfältig aufgenommener Anforderungen. Die Expertise in allen GIS-Fragen brachte die Technische Dokumentation der Nordwasser ein. Deren Sachgebietsleiter Stefan Hammann war maßgeblich an der Systemeinführung beteiligt: „Unsere Anforderungen haben wir abteilungsübergreifend koordiniert. Mit dabei waren auch das Anschlusswesen mit den Grundstückssachbearbeitern, der Netzbau mit den Meistern und Monteuren als Anwender der App und der Bereich IT-Anwendungen, der die Themen Systemintegration und Mobile Device Management verantwortet.“ In der anschließenden Ausschreibung mussten die Projektpartner ESN und Mettenmeier mit NAVA den Beweis antreten, dass sie das formulierte Lastenheft erfüllen: Bei wichtigen Kriterien, wie der „Abbildung des bestehenden Workflows“ und der „Bedienung durch die Sachbearbeiter im Anschlusswesen“ konnte NAVA mit leicht konfigurierbaren Auftragsvorlagen und Bauteilekatalogen punkten. Zum Beispiel wurden die relevanten GIS-Felder mit repräsentativen Skizzen abgeglichen und eingerichtet. Auch wurden wichtige Felder für die Zuordnung von Aufträgen und Aufgaben zum Grundstückssachbearbeiter und zum ERP-System „kVASy“ ergänzt. „Auf diese Weise wollten wir sicherstellen, dass wir bewährte Arbeitspraktiken beibehalten und gleichzeitig den Prozess vollständig digitalisieren,“ so Hammann. Im NAVA-Manager legt der Sachbearbeiter zu jedem Hausanschluss¬antrag einen Auftrag an und übermittelt diesen per Knopfdruck wahlweise an die NAVA-App der Monteure der Nordwasser oder zukünftig an einen Dienstleister. …

Nachgehakt – bei Stefanie Mollemeier

Die Mettenmeier GmbH begleitet Netzbetreiber seit vielen Jahren beim digitalen Wandel. Das Fachmagazin gis.Business sprach mit Geschäftsführerin Stefanie Mollemeier über den Netzanschlussprozess.

Welchen Stellenwert hat das Thema „Hausanschluss“ bei den Netzbetreibern?

Der Hausanschluss ist für jeden Netzbetreiber ein wichtiger, aber aufwendiger Prozess, der zunehmend auch ein Gradmesser der Digitalisierung ist. Reibungsverluste gibt es vor allem durch die vielen Schnittstellen, denn unterschiedliche Akteure im Unternehmen, aber auch Dienstleister sind mit Informationen und Arbeitsaufträgen zu versorgen. Dabei muss der Prozess häufig über mehrere Sparten koordiniert werden. Jeder, der einmal selbst gebaut hat, weiß auch, dass der Prozess aus Kundensicht durchaus zeitkritisch ist. Außerdem möchte ich als Kunde transparent wissen, wo aktuell mein Antrag liegt. Wenn man nun Transparenz und Geschwindigkeit im Prozess haben möchte, sind digitale Gesamtlösungen sehr von Vorteil. Davon sind allerdings viele Versorger noch weit entfernt. Oft gibt es zwar ein Kundenportal, allerdings endet der digitale Prozess häufig damit, dass ein PDF manuell weitergereicht wird. Im Prozessablauf ist also noch viel Luft nach oben.

Wie bilden Sie den Gesamtprozess beim Thema Hausanschluss ab?

Zusammen mit einem kompetenten Partner haben wir ein komplett neues Asset-Management-System, die AM Suite, aus der Taufe gehoben. Hier werden neben Instandhaltungs- und Störungsmanagement viele weitere Prozesse unterstützt. Dafür bietet die Suite Kundenportale und eine Basis mit Workflow-Engine und mächtiger Auswertungsfunktion. Selbstverständlich alles in der heute so wichtigen Microservice-Architektur, denn Skalierbarkeit, ob nun im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud, ist für jede Anwendung mittlerweile elementar. In Bezug auf den Hausanschluss hat die inkludierte Workflow-Engine echte Vorteile, denn sie sorgt für die Weitergabe der Anträge an die richtigen Systeme oder Personen. Die Workflows sind per Customizing einfach anpassbar, sodass die individuellen Vorgehensweisen beibehalten werden können. Für Kunden, die sich auch für die digitale Vermessung entscheiden, binden wir zusätzlich die Smartphone-App „NAVA“ mit ein, sodass vom Kundenportal über das GIS bis hin zur Einmessung und Abrechnung der Mensch nur dann eingreift, wenn es wirklich notwendig ist.

Wie funktioniert die Einmessung von Hausanschlüssen mit „NAVA“?

„NAVA“ haben wir vor einigen Jahren aus einem Innovationsprozess mit Studenten und Netzbetreibern entwickelt. Die App vermisst den Hausanschluss und erfasst alle zusätzlichen Sachinformationen vor Ort. Grundidee ist, dass der Monteur sofort nach Fertigstellung den Hausanschluss selbst einmisst und damit im Prozess nicht mehr auf den Vermesser warten muss. Der Bedarf dafür ist also schon früh erkannt worden, allerdings war der Weg zu einer fertigen Lösung durchaus steinig, denn sie hat verschiedensten Anforderungen zu genügen. Zum einen muss sie so intuitiv wie möglich sein, zum anderen sind spezielle Vermessungsvorschriften unbedingt einzuhalten. Zusätzlich soll das Ganze mit handelsüblichen Smartphones funktionieren, denn Tachymeter-Technik ist teuer. Nun können wir mit Stolz sagen: gelöst! „NAVA“ ist schnell zu installieren und dank Smartphone-Sensorik und Augmented Reality ganz einfach zu nutzen. Die Genauigkeit der Messergebnisse haben wir von einem unabhängigen Institut prüfen lassen. Nebenbei digitalisiert die Lösung noch weitere Baustellendaten und unterstützt mit individuell zu erstellenden Abfrage-Formularen, die Sachdaten und Fotos aufnehmen.

Was sind Ihre nächsten Schritte bei der Erfassung von Hausanschlüssen?

Die nächsten Schritte beinhalten vor allem die Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Damit können wir zum Beispiel im Vermessungsprozess die verbauten Teile direkt erkennen und den nachfolgenden Systemen bereitstellen. Das macht diesen Prozess noch einfacher. Die gesamten Bilderkennungsverfahren ermöglichen auch im Hinblick auf Instandhaltung- und Störungsmanagement ganz neue Möglichkeiten.

Frau Mollemeier, herzlichen Dank für das Gespräch!

(Das Interview führte Gerold Olbrich)