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Case Study

Es geht bergauf

Einsame Natur, alpines Leben, echter Genuss – dafür stehen die Tiroler Alpen. Inmitten dieser schönen Landschaft kommt nun eine Augmented-Reality-App aus Paderborn zum Einsatz: NAVA zur Einmessung von Netzanschlüssen per Smartphone.

Die TIGAS-Erdgas Tirol GmbH (kurz: TIGAS) betreibt in rund 170 Tiroler Gemeinden ein Gasnetz mit einer Gesamtlänge von derzeit ca. 3.700 km und beliefert Kunden in ganz Österreich sowie in Deutschland mit Erdgas. Das Unternehmen plant in diesem Jahr, 1.300 Hausanschlüsse mit NAVA einzumessen. Wir sprachen mit Rainer Fischer und Florian Schirmer von der Abteilung Netzplanung.

Herr Fischer, Sie haben sich 2019 entschieden, neue Wege in der Hausanschlussvermessung zu gehen und die App NAVA angeschafft. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

R. Fischer: Wir waren auf der einen Seite waren mit der Situation auf den Baustellen unzufrieden. Es ist heute weder zeitgemäß noch sinnvoll, dass ein Rohrbauer oder Schweißer mit einem Maßband oder einem Laserentfernungsmessgerät Hausanschlüsse einmisst. Die gelieferten Messergebnisse waren dabei meist nur von ausreichender Qualität. Auf der anderen Seite haben wir Augmented Reality als Chance gesehen, auf den Baustellen eine Innovation einzuführen und den Bereich der Hausanschlüsse zu optimieren. Am Markt gab es kein vergleichbar gutes Produkt, daher fiel die Entscheidung auf NAVA.

Wie setzen Sie NAVA in der Praxis ein?

R. Fischer: Der Netzbau erfolgt bei der TIGAS durch externe Rohrbaufirmen. Daher war es immer schon unser Grundgedanke, nicht selbst zu vermessen, sondern unsere Dienstleister damit zu beauftragen. Unsere Fachabteilung hat dem Schweißer also mit NAVA ein Werkzeug in die Hand gegeben, das leicht zu bedienen ist und einen gewissen Coolness-Faktor hat. Aktuell nutzen ca. 30 Montagetrupps die App und liefern die erfassten Daten quasi in Echtzeit an unser Netzinformationssystem. Wir halten dies für eine sehr elegante Lösung. Auch von der Baustelle erhalten wir regelmäßig ein positives Feedback.

Herr Schirmer, wie ist der typische Ablauf eines Hausanschlusses bei der TIGAS?

F. Schirmer: Im ersten Schritt beraten wir unsere Kunden vor Ort und schließen mit ihnen einen Netzzutrittsvertrag ab. In der Abteilung Netzplanung wird aus dem Netzzutrittsvertrag ein Bauauftrag erstellt und an die Bauaufsicht, den Rohrbau und den Tiefbau versendet. Nach Erhalt des Bauauftrages durch den Polier legt dieser in Abstimmung mit der örtlichen Bauaufsicht zwei Bezugspunkte in unmittelbarer Nähe zum Hausanschluss fest, die später für die Vermessung benötigt werden. Parallel geben wir den Bauauftrag zusammen mit der Auftragsnummer und der Adresse in den NAVA Manager ein. Dabei verzichten wir an dieser Stelle aus Datenschutzgründen auf persönliche Daten.

Anschließend übernimmt ein Mitarbeiter des Bauunternehmens den weiteren Ablauf und leitet den Vermessungsauftrag ebenfalls über den NAVA-Manager an das Smartphone des zuständigen Rohrbauers. An dieser Stelle haben wir bei der TIGAS eine Besonderheit: Vor Baubeginn fährt ein Vermesser die Baustellen in Tirol ab und nimmt die beiden Bezugspunkten „A“ und „B“ lagerichtig mit GPS-Unterstützung auf.

Zusätzlich zu diesen Bezugspunkten erfasst der Rohrbauer später mit NAVA die Gebäudekontur, definiert die Referenzlinie aus Nullpunkt sowie Flucht und erfasst in kürzester Zeit den kompletten Leitungsverlauf mit allen wesentlichen Bauteilen und dem Fotobeweis. Den Bauteilekatalog haben wir bewusst auf wenige Positionen reduziert, um den Prozess möglichst baustellengerecht und anwenderfreundlich zu halten. Dazu gehören die Armaturen, der Hauseintritt und der Anschlusspunkt an der Flächenversorgungsleitung. Den fertigen Auftrag können wir anschließend bereits im Büro mit dem NAVA-Manager abrufen und den erfassten Leitungsverlauf per Helmert-Transformation in absolute Koordinaten umwandeln.

„Wir haben mit NAVA keinerlei Genauigkeitsprobleme. Unter dem Strich ist NAVA um Längen besser als das System, was wir vorher hatten.“

Rainer Fischer
Und dies erlaubt dann eine lagerichtige Darstellung im NIS?

F. Schirmer: Korrekt. Die relativen Daten erhalten wir als CSV-Datei aus dem NAVAManager und transformieren diese. Die daraus resultierenden absoluten Koordinaten spielen wir in das NIS ein und zeichnen die Punkte nach. An dieser Stelle können wir bereits anhand der Bezugspunkte erkennen, die zuvor per GPS eingemessen wurden, ob eine Abweichung vorliegt. Ein weiterer Qualitätsindikator ist, ob die Druckanbohrarmatur auf der Bestandsleitung und der Hausanschlusskasten am Gebäude liegen. Wenn dies der Fall ist, passt in der Regel auch der restliche Leitungsverlauf. Im Zuge der Einarbeitung dokumentieren wir anschließend die Dimension der Gasleitung und den Hausanschlusstyp, also ob es sich um eine unterirdische oder oberirdische Hauseinführung handelt. Gleichzeitig überprüfen wir anhand des Rohrbuchs, ob der gesamte Hausanschluss korrekt dargestellt ist. Künftig planen wir eine automatisierte Übernahme der Daten in das NIS, sodass die Erfassung des Linienzugs und der Punkte nicht mehr manuell erfolgen muss.

Herr Fischer, welche Funktionen von NAVA würden Sie besonders hervorheben und wie sind die Praxiserfahrungen?

R. Fischer: Der Fotobeweis hat sich als sehr hilfreich erwiesen und ist mittlerweile auch ein expliziter Bestandteil des Auftrags an den Rohrbauer. Mit den NAVA-Aufnahmen können wir den Zusammenhang mit dem Rohrbuch herstellen und behalten den Überblick, wenn wir die Skizzen mit den Attributen des Hausanschlusses in das Netzinformationssystem einpflegen. Damit sind wir in der Lage, die Qualität der Netzdokumentation zusätzlich zu sichern.

Insgesamt ist das System sehr gut zu handhaben. Ähnliche Rückmeldungen erhalten wir von den Mitarbeitern der bauausführenden Firmen auf den Baustellen. Auch die Genauigkeit ist in den Baufeldern, in denen wir uns mit NAVA bewegen, sehr hoch. Natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen, sodass aufgrund der besonderen örtlichen Gegebenheiten NAVA-Messungen nicht durchführbar sind. Dabei haben wir mit NAVA an sich keinerlei Genauigkeitsprobleme. Wenn überhaupt Fehler auftreten, liegt die Fehlerquelle meist bei der bereits im Vorfeld erfolgten GPS-gestützten Vermessung der Bezugspunkte durch die Bauunternehmen, zum Beispiel durch nicht erkannte Abschattungen, aber auch durch die Zuordnung zu wechselnden Koordinatensystemen.

Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes von NAVA in unseren Abläufen ist der zeitliche Aspekt, denn die verschiedenen Fachbereiche (Professionisten) , die am Hausanschluss beteiligt sind, arbeiten nun zeitlich entkoppelt. Beispielsweise entfällt das Warten auf den Vermesser, da die Vermessung direkt am offenen Graben durch den Schweißer und sein Smartphone erfolgen kann. Natürlich war dies für die Berufsgruppe der Schweißer zunächst auch eine Umstellung. Wir haben es hier aber zum Glück mit einer flexiblen Truppe zu tun, die den Umgang mit NAVA schnell gelernt hat. Dass fortan keine Handzeichnungen mehr angefertigt werden müssen, kam bei allen Beteiligten sehr gut an.

Unter dem Strich ist NAVA um Längen besser als das System, was wir vorher hatten, und wir werden diesen Weg sicher weiter gehen. Auch Mettenmeier hat sich im Laufe der Zusammenarbeit als angenehmer Partner herausgestellt, der auf unsere Wünsche eingeht. Wir bringen uns daher gern auch weiterhin als Ideengeber in die Partnerschaft ein.

Vielen Dank für Ihr Vertrauen und das freundliche Gespräch.

Kontaktpersonen

Rainer Fischer

TIGAS-Erdgas Tirol GmbH
Tel.: +43 512 581084-25031
rainer.fischer@tigas.at

Florian Schirmer

TIGAS-Erdgas Tirol GmbH
Tel.: +43 512 581084-25002
florian.schirmer@tigas.at

Joachim Magiera

Mettenmeier GmbH
Tel.: +49 5251 150-528
joachim.magiera@mettenmeier.de