Die Mettenmeier GmbH begleitet Netzbetreiber seit vielen Jahren beim digitalen Wandel. Das Fachmagazin gis.Business sprach mit Geschäftsführerin Stefanie Mollemeier über den Netzanschlussprozess.
Welchen Stellenwert hat das Thema „Hausanschluss“ bei den Netzbetreibern?
Der Hausanschluss ist für jeden Netzbetreiber ein wichtiger, aber aufwendiger Prozess, der zunehmend auch ein Gradmesser der Digitalisierung ist. Reibungsverluste gibt es vor allem durch die vielen Schnittstellen, denn unterschiedliche Akteure im Unternehmen, aber auch Dienstleister sind mit Informationen und Arbeitsaufträgen zu versorgen. Dabei muss der Prozess häufig über mehrere Sparten koordiniert werden. Jeder, der einmal selbst gebaut hat, weiß auch, dass der Prozess aus Kundensicht durchaus zeitkritisch ist. Außerdem möchte ich als Kunde transparent wissen, wo aktuell mein Antrag liegt. Wenn man nun Transparenz und Geschwindigkeit im Prozess haben möchte, sind digitale Gesamtlösungen sehr von Vorteil. Davon sind allerdings viele Versorger noch weit entfernt. Oft gibt es zwar ein Kundenportal, allerdings endet der digitale Prozess häufig damit, dass ein PDF manuell weitergereicht wird. Im Prozessablauf ist also noch viel Luft nach oben.
Wie bilden Sie den Gesamtprozess beim Thema Hausanschluss ab?
Zusammen mit einem kompetenten Partner haben wir ein komplett neues Asset-Management-System, die AM Suite, aus der Taufe gehoben. Hier werden neben Instandhaltungs- und Störungsmanagement viele weitere Prozesse unterstützt. Dafür bietet die Suite Kundenportale und eine Basis mit Workflow-Engine und mächtiger Auswertungsfunktion. Selbstverständlich alles in der heute so wichtigen Microservice-Architektur, denn Skalierbarkeit, ob nun im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud, ist für jede Anwendung mittlerweile elementar. In Bezug auf den Hausanschluss hat die inkludierte Workflow-Engine echte Vorteile, denn sie sorgt für die Weitergabe der Anträge an die richtigen Systeme oder Personen. Die Workflows sind per Customizing einfach anpassbar, sodass die individuellen Vorgehensweisen beibehalten werden können. Für Kunden, die sich auch für die digitale Vermessung entscheiden, binden wir zusätzlich die Smartphone-App „NAVA“ mit ein, sodass vom Kundenportal über das GIS bis hin zur Einmessung und Abrechnung der Mensch nur dann eingreift, wenn es wirklich notwendig ist.
Wie funktioniert die Einmessung von Hausanschlüssen mit „NAVA“?
„NAVA“ haben wir vor einigen Jahren aus einem Innovationsprozess mit Studenten und Netzbetreibern entwickelt. Die App vermisst den Hausanschluss und erfasst alle zusätzlichen Sachinformationen vor Ort. Grundidee ist, dass der Monteur sofort nach Fertigstellung den Hausanschluss selbst einmisst und damit im Prozess nicht mehr auf den Vermesser warten muss. Der Bedarf dafür ist also schon früh erkannt worden, allerdings war der Weg zu einer fertigen Lösung durchaus steinig, denn sie hat verschiedensten Anforderungen zu genügen. Zum einen muss sie so intuitiv wie möglich sein, zum anderen sind spezielle Vermessungsvorschriften unbedingt einzuhalten. Zusätzlich soll das Ganze mit handelsüblichen Smartphones funktionieren, denn Tachymeter-Technik ist teuer. Nun können wir mit Stolz sagen: gelöst! „NAVA“ ist schnell zu installieren und dank Smartphone-Sensorik und Augmented Reality ganz einfach zu nutzen. Die Genauigkeit der Messergebnisse haben wir von einem unabhängigen Institut prüfen lassen. Nebenbei digitalisiert die Lösung noch weitere Baustellendaten und unterstützt mit individuell zu erstellenden Abfrage-Formularen, die Sachdaten und Fotos aufnehmen.
Was sind Ihre nächsten Schritte bei der Erfassung von Hausanschlüssen?
Die nächsten Schritte beinhalten vor allem die Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Damit können wir zum Beispiel im Vermessungsprozess die verbauten Teile direkt erkennen und den nachfolgenden Systemen bereitstellen. Das macht diesen Prozess noch einfacher. Die gesamten Bilderkennungsverfahren ermöglichen auch im Hinblick auf Instandhaltung- und Störungsmanagement ganz neue Möglichkeiten.
Frau Mollemeier, herzlichen Dank für das Gespräch!
(Das Interview führte Gerold Olbrich)